Wir wissen, was gesund ist – doch das Umsetzen fällt oft schwer. Warum unser Gehirn Veränderung so ungern mag, was das sogenannte Präventionsparadoxon damit zu tun hat und wie Motivation und Freude zu echter Gesundheitsveränderung führen.
Warum wir uns so schwer verändern
Wir wissen es alle: Mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, nicht rauchen, genug Schlaf, weniger Stress – die Regeln eines gesunden Lebens sind längst kein Geheimnis mehr. Doch das Wissen allein reicht nicht. Verhaltensänderungen fallen uns Menschen schwer. Wir schieben Dinge auf, reden uns Situationen schön und hoffen, dass es uns schon nicht treffen wird.
Diese Denkweise hat eine tiefe biologische Wurzel. In der Steinzeit war es sinnvoll, auf das Heute und Morgen zu fokussieren – auf den nächsten Säbelzahntiger oder die nächste Mahlzeit. Ein Zehnjahresplan für die Gesundheit wäre damals absurd gewesen. Unser Gehirn belohnt das kurzfristige Glück und reagiert träge, wenn die negativen Folgen erst viel später eintreten. Prävention widerspricht also ein Stück weit unserer evolutionären Programmierung.
Das führt uns zum sogenannten Präventionsparadoxon: Niemand kann beweisen, dass ein Ereignis – etwa ein Herzinfarkt – nicht eingetreten ist, weil man ihn erfolgreich verhindert hat. Der Erfolg bleibt unsichtbar, und damit fehlt oft die Motivation.
Die Gefahr der Bequemlichkeit
Heute aber lauern keine Säbelzahntiger mehr. Unser Alltag fordert körperlich immer weniger Leistung, die Gefahr liegt in der Bequemlichkeit. Wer lange aktiv, fit und selbstbestimmt leben möchte, braucht daher einen Plan – und diesen Plan sollte man gemeinsam mit den richtigen Partnern entwickeln: den Haus- und Fachärzten, Therapeutinnen, Pflegekräften und anderen Gesundheitsprofis. Gute Kommunikation, Vertrauen und das Verständnis, was wirklich wichtig ist – auch bei der Medikamenteneinnahme oder Bewegungsempfehlung – sind entscheidend.
Und: Es muss Freude machen. Auf die Frage: "Welche Bewegung ist für mich die richtige?" gibt es nur eine Antwort: Die, die Spaß macht. Denn was Freude bereitet, bleibt – und Bewegung kann vieles sein. Sie muss nicht immer Sport im klassischen Sinne bedeuten: Auch Gartenarbeit, Holzhacken oder Tanzen bringen den Kreislauf in Schwung.
Schon unsere Vorfahren wussten das, wenn sie ums Feuer tanzten. Entscheidend ist das Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Ob allein oder gemeinsam, drinnen oder draußen, im Verein, im Fitnessstudio oder zu Hause – wichtig ist, in Bewegung zu bleiben.
Wo Wissen zu Erfahrung wird
In der Rehabilitation sind Schulungen, Information und Motivation eng miteinander verknüpft. Wir vermitteln Wissen, aber wir schaffen vor allem Erlebnisse – spürbare Erfahrungen, wie gut es tut, den eigenen Körper zu aktivieren.
Wenn die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden spüren: "Das fühlt sich gut an, bitte mehr davon", dann beginnt echte Prävention.