SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen
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Tag 3 – Chronobiologie: Der Tag-Nacht-Rhythmus, den das Herz braucht

Unser Herz folgt einem natürlichen Rhythmus aus Aktivität und Ruhe. Erfahren Sie, wie Chronobiologie, Schlaf und Stressmanagement das Herz schützen – und wie wir in der Rehabilitation helfen, diesen Takt wiederzufinden.

Der natürliche Takt des Lebens

Unser Herz liebt Rhythmus – es schlägt, ruht, beschleunigt und findet wieder zurück in die Ruhe. Über Jahrtausende war dieser Wechsel zwischen Tag und Nacht, Aktivität und Erholung fest in unserem Lebensrhythmus verankert.

Unser biologischer Takt – die innere Uhr – steuert weit mehr als nur Schlaf und Wachsein. Auch Herzfrequenz, Blutdruck und Stoffwechsel folgen einem chronobiologischen Rhythmus, der eng mit Licht, Bewegung und Ruhephasen verbunden ist. In gesunden Nächten sinkt der Blutdruck – das Herz darf „dippen“, also entspannen und Energie sparen. 

Die Herzfrequenzvariabilität (HRV) – das feine Wechselspiel zwischen Anspannung und Entlastung – zeigt, wie gut es zwischen Aktivität und Ruhe wechseln kann. Sie beschreibt die natürlichen Schwankungen der Herzfrequenz von Schlag zu Schlag, die entstehen, wenn sich Herz und Atmung flexibel an innere und äußere Anforderungen anpassen. Eine hohe HRV steht für Anpassungsfähigkeit, eine niedrige für Überlastung. Selbst bei Profisportlern dient sie heute als wichtiger Indikator für die Trainingssteuerung – bleibt die HRV über längere Zeit vermindert, gilt das als Zeichen von Übertraining und unzureichender Regeneration.

Wenn der innere Takt verloren geht

Doch Dauerstress, Schichtarbeit, ständige Erreichbarkeit oder unregelmäßiger Schlaf stören diesen Takt: Der Blutdruck bleibt hoch, die HRV nimmt ab – das Herz verliert seine Anpassungsfähigkeit.

Hinter dieser Daueraktivierung steht ein fein abgestimmtes, aber empfindliches System: Bei Stress schüttet der Körper Adrenalin und Noradrenalin aus – Hormone, die Herzfrequenz und Blutdruck steigern, um auf Belastung zu reagieren. Kommt es jedoch nicht zu der erwarteten Entlastung, bleibt der Körper im „Alarmmodus“. 

Gleichzeitig produziert die Nebennierenrinde Cortisol, das länger wirkt: Es stellt Energie bereit, hemmt Entzündungen – und unterdrückt Regeneration, Schlaf und Immunsystem. So entsteht ein Zustand dauernder innerer Wachsamkeit, in dem Herz und Kreislauf keine echte Ruhe mehr finden.

Erholung ist ein biologisches Grundprinzip

Früher kam die Erholung mit dem Sonnenuntergang – Dunkelheit, Ruhe, Rückzug. Heute überlagern künstliches Licht, Bildschirme und ständige Reize diesen natürlichen Rhythmus. Unser vegetatives Nervensystem bleibt im „Tagmodus“, auch wenn die Nacht längst begonnen hat.

Doch Erholung ist kein Luxus, sondern ein biologisches Grundprinzip: Nur wenn das Herz regelmäßig zur Ruhe kommt, bleibt es belastbar.

Den eigenen Herzrhythmus wiederfinden

In der Rehabilitation unterstützen wir unsere Rehabilitand:innen dabei, diesen natürlichen Rhythmus wiederzufinden – mit gezieltem Stressmanagement, Atem- und Entspannungstherapie, Bewegung im Tagesverlauf sowie bewusster Schlafhygiene.

Nicht um stillzustehen, sondern um den inneren Takt wiederzufinden, in dem das Herz Kraft schöpft.