Was wir atmen, erreicht mehr als nur unsere Lunge – es wirkt bis in die Gefäße und zum Herzen. Erfahren Sie, wie Feinstaub, Rauch und Luftbelastungen die Herzgesundheit beeinflussen und welche Wege zur Regeneration wir in der Rehabilitation fördern.
Tag 5 – Inhalative Stoffe: Was über die Lunge in die Gefäße und zum Herzen gelangt
Die Lunge, das Tor zur Umwelt
Die menschliche Lunge besteht aus rund 300 Millionen Lungenbläschen (Alveolen) – winzigen, hauchdünnen Membranen, mit einer Gesamtfläche von etwa 80 bis 100 Quadratmetern, so groß wie ein Tennisplatz. Rund 10.000 Liter Luft atmet jeder Mensch Tag für Tag ein und wieder aus. Unsere Lunge ist demnach mehr als ein Atmungsorgan – sie ist ein Tor zu unserer (Um-)Welt. Mit jedem Atemzug nehmen wir den lebenswichtigen Sauerstoff auf – und zugleich auch das, was sich sonst noch in der Luft befindet.
Vom Lagerfeuer zur Großstadt – Wie sich unsere Atemluft verändert hat
Früher, in der Steinzeit, waren es vor allem natürliche Reize, die in die Lunge gelangten – etwa Staub beim Jagen oder Pollen im Wind. Erst mit der Nutzung des Feuers kam Rauch als neuer Faktor hinzu. Der Qualm war auch damals nicht gesund, doch es gab kaum andere Risikofaktoren und keine Alternativen zum offenen Feuer. In vielen Regionen der Welt, in denen noch immer mit offenem Feuer gekocht oder geheizt wird, führt die ständige Rauchbelastung nachweislich zu einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck, Gefäßschäden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
In den letzten Jahrhunderten hat sich die Reizexposition nachhaltig verändert: Neben Rauch und Staub sind zahlreiche neue Belastungen hinzugekommen – etwa Feinstaub aus Verkehr, Industrie sowie dem Heizen mit Holz oder Pellets, Abgase, Mikroplastik und bodennahes Ozon. Diese Partikel dringen über die Lungenbläschen bis in den Blutkreislauf vor, wo sie Entzündungsreaktionen auslösen – leise, aber stetig.
Solche Prozesse gelten als Mitursache für Atherosklerose, Bluthochdruck und Herzinfarkt. Das Gefäßsystem reagiert empfindlich – die Innenwände verhärten, das Blut wird „reizbarer“, die Gefäßalterung beschleunigt sich.
Inhalative Belastungen am Arbeitsplatz
Auch am Arbeitsplatz können inhalative Belastungen eine Rolle spielen: Staub, Dämpfe, Lösungsmittel oder Rauch in Werkstätten, Laboren oder Küchen belasten Lunge und Kreislauf gleichermaßen. Arbeitsschutzmaßnahmen – wie Absauganlagen, Atemschutzmasken und regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen – schützen nicht nur die Atemwege, sondern letztlich auch das Herz.
Rauchen – alte Gewohnheit, neue Formen
Der Anteil der Raucherinnen und Raucher in Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten zwar gesunken – unterstützt durch Maßnahmen wie das Rauchverbot in der Gastronomie und breit angelegte Aufklärungskampagnen –, doch Tabakkonsum bleibt ein großes Gesundheitsrisiko. Gleichzeitig haben neue Produkte wie E-Zigaretten und Vapes das Konsumverhalten, besonders bei Jugendlichen, verändert. Sie unterscheiden sich in Zusammensetzung und Geruch, enthalten aber ebenfalls Stoffe, die Entzündungen fördern und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Beim Rauchen gibt es keinen linearen Zusammenhang zwischen Menge und Schaden: Schon wenige Zigaretten pro Tag verursachen fast den gesamten gefäßschädigenden Effekt. Bereits die erste Zigarette des Tages kann Entzündungsprozesse aktivieren, die Gefäße angreifen und die Gerinnungsneigung erhöhen. Epidemiologische Daten zeigen, dass bis zu fünf Zigaretten täglich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um etwa 50 % im Vergleich zu Nichtrauchern erhöhen. Auch Passivrauchen steigert das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall um rund 20 bis 30 %.
Hauptverantwortlich sind dabei nicht das Nikotin, sondern die tausenden chemischen Verbindungen im Tabakrauch – Feinstaub, Schwermetalle, Teerstoffe und krebserregende Verbrennungsprodukte. Sie verursachen oxidativen Stress, schädigen die Gefäßinnenwände und fördern Entzündungen im gesamten Organismus.
In der Rehabilitation Bewusstsein schaffen und unterstützen
In der Rehabilitation fördern wir Bewusstsein und Aufklärung: durch Beratung zum Rauchstopp, Schulungen zur Atemhygiene, Bewegung an frischer Luft, Inhalationen im Salarium (Salzgrotte) sowie psychologische Beratung und Unterstützung beim Umgang mit Stress oder Rückfallrisiken.
Unterstützung erhalten Patientinnen und Patienten auch beim Wiedereinstieg in den Nichtraucher-Alltag. Jede Entscheidung für saubere Luft – am Arbeitsplatz, zu Hause oder draußen – ist ein Beitrag zur Herzgesundheit.